Wir müssen mal darüber reden…

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Selbst wenn einige es nicht für möglich halten. Es wird weiterhin gestorben. Nicht nur in Corona Zeiten, nicht nur in den täglichen News. Auch nebenan, in unserer unmittelbaren Umgebung.

Ok, mir macht der Gedanke auch keinen Spaß, aber den Kopf in den Sand zu stecken, ist ja keine Lösung.

Meine aktuelle Begleitung, Herr Sommer, ist heute verstorben. Gestern ein sehr guter Freund von mir. Bei meinem Hospizeinsatz war es abzusehen, Owohl ich dachte, dass wir noch etwas mehr Zeit hätten. Mein lieber Freund verstarb absolut plötzlich und ohne Vorwarnung. Er ist einfach umgefallen und war sofort tot. Viel zu früh, viel zu unerwartet, viel zu jung.

Nicht nur die Art des Sterbens war in beiden Fällen unterschiedlich, auch der Umgang mit dem Thema Tod.

Einen Vorsprung, was die Gespräche über Bestattung und Trauerfeierlichkeit angeht, hatte eindeutig Herr Sommer. Diese Chance hatte die Familie meines Freundes nicht. Sie stehen nun völlig ratlos da und müssen innerhalb kürzester Zeit viele Entscheidungen fällen.

Tun Sie das Ihren Hinterbliebenen nicht an. Kümmern Sie sich um notwendige Papiere, sprechen mit Ihren Partnern und Kindern. Seien Sie mutig!

Ob Sie schon auf die Zielgerade einbiegen oder sich noch voll im Leben befinden, egal.

Es ist nur fair gegenüber Ihren Angehörigen. Damit haben Sie die Möglichkeit, lieben Menschen die schwierige Herausforderung abzunehmen, wie Ihre Beisetzung auszusehen hat. Denn die meisten sind damit überfordert.

Wenn Sie Ihren eigenen Tod ignorieren und nichts planen, dann lassen Sie Ihre Angehörigen mit diesen vielen Fragen allein. Ihre Hinterbliebenen haben es verdient, dass sie vernünftig trauern dürfen. Sie sollen nicht genötigt werden, über die Farbe Ihres letzten Hemdes zu entscheiden zu müssen.

Außerdem, wenn Sie selbst darüber bestimmen, wie die Dekoration Ihrer letzten Ruhestätte auszusehen hat, dann haben Sie die volle Kostenkontrolle. Ein Bestatter ist ein selbstständiger Geschäftsmann und Verkäufer, er plant Ihre Beisetzung nicht aus purer Nächstenliebe.

Mit verheulten Augen verschwimmt da schon mal der Blick auf die Realität und zack, sind da ein paar Euro mehr auf der Rechnung.

Der Blumenschmuck wird dann zu üppig, der Sarg aus kostspieligem Gehölz und die Ausstattung aus feinstem Zwirn mit schicken Applikationen. Livemusik zur Bestattung, ein ehrfürchtiges Grabdenkmal und der Leichenschmaus vom Feinkostladen lassen das Girokonto dann endgültig explodieren. Und Ihre Angehörigen, die zu verantwortlichen Hinterbliebenen wurden, tragen die kostspieligen Konsequenzen, beziehungsweise die Rechnung.

Bei einer anderen Begleitung erlebte ich akkurat diese Situation und war erstaunt, wie wenig manche Ehepaare miteinander sprechen, wenn es um den Tod geht.

Kurz nachdem Karin Spitzeder ihren letzten Atemzug gemacht hatte, bat mich ihr Mann zu bleiben. Einen Anruf später beim Bestatter, saß ich im Wohnzimmer des Hinterbliebenen und die Planung ging schnurstracks und ohne Umwege los. Auf der einen Seite der kopflose Ehemann, frischer Witwer, mit tränenden Augen und voller Trauer, auf der anderen Seite der geschäftstüchtige Berater, bewaffnet mit Sargbroschüren, Ausstattungskatalogen und einer antrainierten, monotonen Wortakrobatik, die ständig vermitteln sollte, wie betroffen er ist. Ich bin mir sicher, er hätte einen ganz passablen Schauspieler abgegeben. In einer Totengräber Daily Soap auf jeden Fall.

Die eben verstorbene Frau, beinahe noch lauwarm im Nebenzimmer, wurde jetzt verbal eingekleidet, zugedeckt und ihre letzte Ruhe geplant. Immer die Kalkulation im Blick, ob es ein hohes, mittleres oder kleineres Budget werden soll. Obwohl vollkommen klar war, dass die Frau zum Sterben nach Hause gekommen war und die Krankheit seit vielen Monaten das Ende ankündigte, hatten beide trotz vierzigjähriger Ehegemeinschaft nie miteinander gesprochen, wie die Beerdigung auszusehen hat.

Machen Sie es besser!

Tun Sie nicht so, als wären Sie unsterblich. Übernehmen Sie Verantwortung. Und wenn Sie nichts entscheiden möchten? Auch gut. Dann sagen Sie es Ihren Angehörigen. Reden Sie miteinander. Denn totschweigen ist keine gute Lösung.

Ein kleiner Trick, wie Sie „unsterblich“ werden…

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Sie möchten wissen, wie es geht, das ewige Leben? Das ist leichter, als Sie jetzt vielleicht denken.

Geben Sie keinem Ihrer künftig Hinterbliebenen den Zugang zu Ihren Passwörtern. Scheren Sie sich einen feuchten Kehricht um Ihren digitalen Nachlass. Dann wird sich, zumindest in der Social Media Welt, nichts ändern. Alles bleibt wie es ist. Urlaubsbilder, persönliche Texte, Meinungen zu einer aktuellen Situation. Ob Sie Grün, Rot oder Gelb gedacht haben. Alles ist für die ganze Welt, auch nachdem Sie das Zeitliche gesegnet haben, auf ewig zu lesen.

Die digitale Welt dreht sich ganz selbstverständlich nach Ihrem Tod weiter.

Es interessiert Herrn Zuckerberg nicht im Geringsten, ob Sie persönlich am PC sitzen oder mit dem schwarzen Kombi in der horizontalen Lage unterwegs sind. Wenn Sie gestorben sind, läuft Ihr Facebook-Account so oder so munter weiter.

Neulich hat mich Facebook daran erinnert, einem langjährig verstorbenen Freund, zum Geburtstag zu gratulieren. Von einer Jugendfreundin, die vor 5 Jahren mit dem Motorrad verunglückt ist, erhielt ich ein buntes, automatisch erstelltes Album unserer langjährigen Facebook-Freundschaft.

Als wäre nichts passiert, werden Erinnerungen oder Bilder gepostet, obwohl Sie schon lange die Blümchen von unten betrachten. Facebook hat da sein Eigenleben. Unabhängig davon, dass Sie bereits das Zeitliche gesegnet haben. Wenn keiner Bescheid gibt, geht das bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Schon irgendwie ein gruseliger Gedanke, oder?

 Wenn Sie das von sich nicht möchten, dann schreiben Sie alles auf und legen Sie Ihre digitalen Geheimnisse zu Ihrem Testament oder an einen anderen, sicheren Platz. Denken Sie daran Ihre Passwörter an einem vertrauten Menschen weiterzugeben, oder aufzuschreiben. Das gilt selbstverständlich für alle Passwörter, die sich im Leben ansammeln. Ob eBay-Account, Online- Banking oder der Zugang zu Ihren Mails.

Finden, sollte man Ihre Unterlagen allerdings schon.

Wenn Sie Ihre geheimen Daten zu gut verstecken, geht es Ihnen vielleicht wie meinem Onkel. Nach dem Ableben meiner Tante hatte er überhaupt keinen Plan, wo die wichtigen Notizen und Papiere sind. Monate später wurden nicht nur wir in der Garage fündig. Einige Mäuse hatten sich ebenfalls daran zu schaffen gemacht und so manche wichtige Urkunde war zum Nestbau verwendet worden.

„Wenn ich gestorben bin, gebe ich einem Freund die Erlaubnis meinen Facebook-Status auf : „Am chillen mit Jesus zu setzen.“ – unbekannt –