Kluge Sprüche ?

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„Man stirbt wie man lebt.“ Aber wie lebt man denn richtig, damit man richtig stirbt?

Das Zitat von Ludwig Marcuse spaltete schon mehrmals die Geister, denn das würde bedeuten, ein Mensch, der vorbildlich lebt, sittsam und anständig ist, stirbt leichter. Hingegen hätten Verbrecher, Mörder und Vergewaltiger dann einen elenden Leidensweg und schmerzvolles Sterben.

Stimmt das denn?

Aus meiner Wahrnehmung heraus kann ich sagen, dass das nicht zuverlässig passiert. Ich denke, wer übermäßig schlecht mit seinem Körper umgeht, viel raucht, trinkt und sich auch sonst einen Dreck darum schert, was ungesund ist, der erliegt meist den Spätfolgen. Das ist dann nicht die erwartete Strafe für Fehlverhalten, sondern die logische Konsequenz eines radikalen Lebensstils.

Wer trotz allem 99 Jahre alt wird, der hat einfach Glück gehabt.

Umgekehrt ist es natürlich das Gleiche. Eine Garantie für ein langes gesundes Leben bekommt keiner von uns, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen und unseren Körper gut pflegen. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch größer, dass ein gesunder Lebensstil auch ein gutes, gesundes Alter nach sich zieht.

Das Zitat ist meiner Meinung nach dann richtig, wenn ich es auf meine Begegnungen mit Schwerstkranken anwende. Im Sterben spiegelt sich oft wieder, wie das Leben genutzt wurde. Wie wurden soziale Kontakte und Freunde gepflegt? Wer ist seit vielen Jahren treuer Weggefährte? Behandle ich mein Umfeld gut?

Wenn da nur ein „Herr Purzel“ zur Seite steht, wird es vermutlich eng mit einer guten Sterbebegleitung. Tolle Einträge und Kommentare auf der Facebookseite sind da ebenso wenig hilfreich wie das regelmäßige Posten von Selfies. Voraussichtlich werden keine Daumen–hoch–Freunde an der Krankenhauspforte klingeln, um Sie zu besuchen. Nichts gegen soziale Netzwerke, aber viele vergessen darüber gerne mal das richtige Leben und wundern sich dann, wenn es nur bei den oberflächlichen Whats–App– Genesungswünschen bleibt.

Ein Bekannter von mir hat tatsächlich ein Bild von sich im Klinikbett hochgeladen und im Internet verewigt. Es kamen auch sehr viele und gutgemeinte Wünsche übers Netz. Besucht hat ihn keiner.

Also meine Lieben, weg vom PC und rein ins Leben. Denn vermutlich haben wir nur das eine..

Freiheit für die Asche!

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Greta Thunbergs Einsatz wirkt auch über den Tod hinaus.

Neue Bestattungstrends. Ökologisch, biologisch und zukunftstauglich. Was weiß ich, wo das noch hinführt. Aber erfinderisch ist der Mensch an sich ja schon …

Promession — Pulver durch schockfrosten

Die Idee stammt von der Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak. Anstatt jahrzehntelang im Boden zu verrotten oder unter hohem Energieaufwand zu verbrennen, kann sie sich gut vorstellen, schockgefrostet zu werden. Dadurch verliert der Leichnam Flüssigkeiten, er wird brüchig. Rotationen lassen ihn zu Granulat zerfallen. Metalle, wie zum Beispiel Zahnfüllungen, zieht ein Magnet aus dem geruchsfreien Pulver. In einer kompostierbaren Urne kann der Angehörige dann — zumindest theoretisch — im Blumenbeet bestattet werden. Auch hinter dieser Idee verbirgt sich der Gedanke, die Umwelt zu schonen und in einem neuen Organismus weiterzuleben. Für diese Idee setzt sich die Schwedin in der ganzen Welt ein, durchsetzen konnte sich das Konzept aber noch nicht.

Aber auch der pfiffige Bestatter Joerg Vieweg und möchte zur Diskussion anstoßen. „Freiheit für die eigene Asche“ Bremen ist so liberal, wie kein anderes deutsches Bundesland: Seit 2015 kann in der Stadt Bremen die Asche von Angehörigen, die ihren letzten Wohnsitz vor dem Tod in Bremen hatten, im eigenen Garten vergraben oder verstreut werden. Vor dem Tod muss dafür lediglich die passende Bestattungsverfügung ausgefüllt werden. „Bis Ende 2018 sind 86 dieser Anträge bei uns eingegangen“, sagt Kerstin Doty vom Umweltbetrieb Bremen. Bis andere Bestattungsmethoden zum Standard werden können, müssten aber wohl erst zahlreiche Gesetze geändert werden, vermutet Doty.

Oder als Alternative die Resomation — sich auflösen

Hier wird der Körper mit einer speziellen Lösung besprüht und in einem Druckbehälter, dem sogenannten Resomator, unter hohen Temperaturen und hohem Luftdruck zersetzt. Das Ganze dauert etwa drei Stunden, übrig bleibt ein weißes Pulver. „Das kann dann ganz normal in einer Urne beigesetzt werden“, sagt Vieweg. Diese Methode verbrauche weitaus weniger Energie, sei schneller und umweltschonender als die herkömmliche Verbrennung im Krematorium, so Vieweg. In den USA und Kanada darf teilweise bereits resomiert werden, Belgien und die Niederlande denken darüber nach. Auch für Deutschland sei die Resomation wohl die wahrscheinlichste Neuerung der kommenden Jahrzehnte, glaubt Joerg Vieweg. „Es ist günstiger, schneller, sauberer und die Technik ist schon länger auf dem Markt.“

Grüne Linie — lokal und ressourcenschonend

Die Idee ist simpel: Der letzte Fußabdruck, den Menschen auf der Erde hinterlassen, soll möglichst ökologisch und nachhaltig sein. Der Bestatter Werner Kentrup aus Bonn hat die Initiative ins Leben gerufen. Praktisch sieht das dann so aus: Statt glänzenden Särgen oder Trauerkarten entscheidet man sich zum Beispiel für einen schlichten Kiefernsarg, der lokal produziert wurde und biologisch abbaubar ist. Gleiche Prinzipien gelten für Blumen oder den Grabstein: Welche Blumen blühen gerade in der Natur? Welchen Stein findet man ganz natürlich in der Region? Die Grüne Linie ist der wohl einfachste Weg, den letzten Weg eines Menschens umweltschonender zu gestalten. (Quelle Buten und Binner Nachrichten)

Was tun?

Ganz ehrlich, jetzt bin ich schon etwas verwirrt. Dann tragen die vielen, nicht ökologisch wertvoll versorgten Leichen Mitschuld an der Umweltverschmutzung?

Au Backe! Da bin ich jetzt aber sehr vorsichtig, mit dem, was ich so alles zu mir nehme. Sonst komme ich in den Pilzanzug der mich in Windeseile zersetzt. Gibts tatsächlich. Was das bedeutet? Davon lest ihr in meinem nächsten Blog …

Ich habe gerade Zeit, wo gibts nichts zu tun?

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Eines hat sich definitiv für mich verändert, seit ich in der Sterbebegleitung bin: der Begriff von Zeit.

Wenn es einen wahrhaftigen und unbezahlbaren Schatz gibt, dann meine ganz persönliche Zeit.

Es ist für mich der Inbegriff von Gerechtigkeit. Wir haben alle die gleiche Zeit, wir wissen alle nicht wie viel wir davon haben und wann sie verbraucht ist. Kein Mensch der Welt, egal wie groß die Rolex an seinem Handgelenk ist, oder seine Villa auf Malle, kann mehr Zeit für sich verbrauchen, als ihm zugedacht ist.

Jeder von uns hat seine eigenen Möglichkeiten Zeit zu nutzen. Dabei gibt es für mich kleine feine Unterschiede.

Es gibt Menschen die Schreiben mir, wenn sie Zeit haben und andere nehmen sich die Zeit mir zu schreiben. In beiden Möglichkeiten wird die Zeit genutzt, jedoch mit einer anderen Wahrnehmung.

Wenn ich meine Zeit aufrichtig einteile, verschenke oder vergeude mit Dingen, die in diesem Moment gut für mich sind, dann tut mir das gut. Meine Zeit zu verweigern, nicht zu verschenken, egoistisch für mich zu behalten, fühlt sich für mich allemal besser an, als Erwartungen zu erfüllen, wie ich meine Zeit zu verbringen habe. Die Qualität der Zeit verändert sich mit der Haltung in der ich sie verplane.

Die Zeit wird mit der Zeit immer wichtiger…

In meinen Begleitungen erlebe ich sehr oft, dass vertane Zeit betrauert, bereut wird. Am Ende sehen wir die Wichtigkeit der Zeit und Ihre Bedeutung. Viele erkennen das leider erst zum Schluss.

Aber die kostbaren Momente im Leben, die guten Zeiten, helfen in den letzten Stunden. Machen es leichter loszulassen, nicht mit dem Gegebenen zu hadern. Wenn die Zeit hier auf Erden gut und qualitätsvoll genutzt wurde, ist das am Ende eine sehr schöne Erkenntnis.

Meine liebe, alte Dame, die ich neulich besucht habe, jammerte fürchterlich, als ich bei Ihr war. Mit gutem Grund, denn ihr Gesundheitszustand wird immer schlechter, sie hat Schmerzen, und ich glaube viel Zeit bleibt ihr nicht mehr. Um sie etwas abzulenken, fragte ich, was ich für sie tun könnte, was ihr denn Freude bereiten würde. Darauf hin antwortete sie mir: „Sie machen mir Freude, mit ihrem Besuch und das sie mir ihre Zeit schenken!“

…und es fühlte sich für mich richtig an, in diesem Moment meine Zeit dieser schwerkranken, lieben, alten Dame zu schenken …

Ist das ein Gespräch, oder kann das weg?

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„Wie geht‘s dir?“ Eine alltägliche Frage. Wir stellen sie mehrmals am Tag, ohne uns die Zeit zu nehmen, die Antwort abzuwarten. Es ist zu einer Floskel geworden. Ohne Anspruch auf Erfüllung. Wehe es antwortet jemand nicht mit „Gut“ oder „Passt schon.“Dann erliegt man einem ungewolltem Gespräch oder spricht eine willkommene Einladung an den Hypochonder aus.

Auch ich ertappe mich dabei, die Floskel „ Alles Ok?“ zu benutzen. Einfach mal nachzufragen, banal, ohne eine ehrliche Antwort zu erwarten. Meist hat es keine Auswirkung auf mein Gemüt und der Gefragte fühlt sich nicht wirklich angesprochen. Unverbindliche Höflichkeitsfloskel. Gut für beide.

So eine oberflächliche Nachfrage kann aber in der Begegnung mit Schwerstkranken ziemlich nach hinten losgehen.

„Wie soll es mir schon gehen? Ich bekomme gerade meine vierte Chemo.“ Das entgegnete mir damals meine Mutter, als ich mit der Floskel “Wie gehts dir?“ ins Zimmer stürmte. Da wurde mir schlagartig klar, dass ich der prekären Situation, mit meiner unsensiblen Frage, noch ordentlich Futter gab.

Das ist jetzt schon einige Jahre her, aber noch immer mache ich mir Gedanken, womit ich das Gespräch beginnen soll, wenn ich in das Zimmer eines Kranken gehe.

Wie spreche ich mit jemanden der, wie ein Häufchen Elend im Bett liegt? Womöglich sich wenig oder unverständlich mitteilt. Was sage ich denn, wenn mich die Augen eines geliebten Menschen verloren ansehen, in der Hoffnung, ich hätte eine Lösung? Wie reagiere ich denn, wenn jemand vor mir liegt, den ich kaum wiedererkenne weil die Krankheit an seinem Körper bis zur Unkenntlichkeit an ihm gezehrt hat. Oder noch schlimmer, wenn der Tod greifbar nah ist, es alle wissen und spüren? Was sagt man denn da?

Es erfordert etwas Mut…aber es ist leicht zu schaffen.

Eine enorme Herausforderung, das Richtige zu sagen, sich richtig zu verhalten den perfekten Wortlaut zu treffen. Das ist oft der Grund, warum viele sich nicht in das Krankenhaus, auf die Palliativstation oder in das Hospiz trauen. Die Scheu vor der Kommunikation mit Sterbenden ist groß und die Angst, etwas falsches zu sagen, oder gar sprachlos zu sein hält davon ab, sich überhaupt in diese Lage zu bringen.

Oft höre ich: „Petra, was sagst du denn, wenn du zu deinen Begleitungen gehst? Gibt es da ’ne Regel?“ Nein, gibt es nicht. Es ist immer eine besondere Situation und auf manches kann ich mich vorbereiten, aber auf vieles nicht.

Mein Tipp für solche Fragen?

Authentisch sein. Ehrlich antworten. Wer am Herrgotts Türchen steht, hat keine Zeit und Lust mehr auf blödsinnige Floskeln oder umständliche Worte. Da ist Geradlinigkeit gefragt. Das ist nicht einfach, ich weiß, aber nach meinen Erfahrungen ist es der richtige Weg. Solang ich aufrichtig bei meinen Begleitungen bin, ehrlich antworte, und mich nicht verstelle, habe ich direkten Kontakt. Da sollte ich nichts mehr über die Langzeitwirkung von Globoli erzählen, sondern den „Istzustand“ annehmen. Zuhören, miteinander schweigen oder auch miteinander weinen.

Und wenn schon die Frage „ Wie geht‘s dir? „im Raum steht, weil man sie wieder viel zu schnell und unüberlegt ausgesprochen hat, dann würde ich noch ein kleines Wort anhängen. … „Wie geht‘s dir HEUTE?“ „Wie fühlst du dich JETZT?“

Und schon ist es keine Floskel mehr. Ich bin direkt bei der Person. Frage ehrlich und zeige aufrichtiges Interesse. Dann befinde ich mich gemeinsam, mit meinem Gegenüber, im Hier und im Jetzt. Das HEUTE und das JETZT zählt, denn viel mehr Zeit haben meine Begegnungen meist nicht mehr.

So einfach wird jeder von uns Privatpatient!

Wußten Sie schon, wenn jemand verstorben ist, er automatisch zum Privatpatienten wird? Die Kosten für die gesetzlich vorgeschriebene Leichenschau werden von keiner Krankenkasse übernommen. Die Kosten haben die Angehörigen bzw. Erben zu tragen. Besonders teuer wird es, wenn sich der Verstorbene ein Wochenende oder die Abendstunden zum Sterben ausgesucht hat. Da berechnet der Arzt einen Sonderzuschlag für seine gestörteNachtruhe. Obwohl ich nicht sicher bin, ob es tatsächlich notwendig ist morgens um 3.00 Uhr den Tod festzustellen? Das geht doch nach dem Frühstück sicher auch noch, oder?

Noch etwas tiefer in die Tasche müssen Sie, beziehungsweise Ihre Angehörigen greifen, sollte man im Bundesland Bremen das Zeitliche segnen. Dann kommen noch die Kosten eines Rechtsmediziners dazu, denn dort geht man davon aus, dass ein „normaler Arzt“ nicht erkennen kann, ob ein Gewaltverbrechen besteht, oder ob es einfach grundsätzlich an der Zeit war von dieser Erde abzutreten.

Bremen ist also einziges Land mit verlässlicher Leichenschau? Die fachlichen Qualifikationen ist also nicht in allen Bundesländern gegeben, werden aber trotzdem vergütet?

Irgendwie habe ich das nicht so ganz verstanden…

Tagesschau vom 31.07.2019: Ab 1. Januar gelten neue Gebühren. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium wird die Leichenschau künftig differenzierter vergütet. Die vorgeschriebene Leichenschau ist eine ärztliche Leistung „unter Wahrung der Pietät besonderer Sorgfalt einschließlich des hierfür notwendigen Zeitaufwandes und fachlicher Qualifikation bedarf“. Die jetzige Höhe der Gebühren entspreche den Anforderungen nicht mehr, so das Ministerium. Für eine vorläufige Leichenschau wäre ab jetzt 110,15 € fällig, für eine eingehende Untersuchung 156,77 €. Hinzu kommen Zuschläge, etwa für die Anfahrt, besondere Umstände wie Nacht- oder Wochenende. Die Änderungen bedeuten bis zu 254,00 € mehr pro Todesfall. Die Krankenkassen bezahlen das nicht. Wer stirbt, wird derzeit automatisch zum Privatpatienten. Das Bundesgesundheitsministerium plant diesbezüglich auch keine Änderungen. Die Gebühren seien weiter von den Angehörigen und Erben zu tragen. Im Bundesland Bremen gibt es zudem noch die qualifizierte Leichenschau. Dort muss jeder Verstorbene zusätzlich von einem Rechtsmediziner oder einem dafür weitergebildeten Klinikarzt äußerlich untersucht werden. Die Gebühren von 187,00 € zzügl. MwSt. müssen auch hier die Angehörigen tragen.