Natürlich war früher alles besser! Da war ich ja auch noch jung!

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Sie ist Mitte achtzig und lebt alleine. Sie hat sich daran gewöhnt und kommt damit zurecht. „Ach, dass Einzige, was mich immer mehr stört, ist, dass mir die Dinge ständig aus der Hand fallen. Und das doofe daran ist, die bleiben da auch noch liegen. Mich danach zu bücken ist mir zu anstrengend. Neulich habe ich den Pudding verschüttet. Dann habe ich die Nachbarin angerufen. Die kam mit ihrem Dackel und der hat sich dann über die Sauerei gefreut. Passt doch oder?“

Die Fröhlichkeit ist gespielt, nicht wirklich echt.

Sie macht Witze, aber ich merke immer mehr, dass es für Sie zunehmend beschwerlicher wird. Manchmal hat sie einen melancholischen Blick und ich kann ihre Traurigkeit direkt spüren.

Es tut mir leid für sie. Ich würde ihr so gerne etwas von ihrer Jugendlichkeit zurückgeben. Aber das geht natürlich nicht. Früher war sie ständig unterwegs. Wanderte viele Stunden, ging oft auf Reisen und es gab keinen Tag, wo sie nicht in der Natur unterwegs war.

Sie hat weder zu üppig gelebt, noch mit ihrer Gesundheit Schindluder getrieben. Eigentlich alles richtig gemacht. Und nun versagen ihr die Beine und das Zittern wird immer schlimmer.

Manchmal macht es mir Angst, das alt werden.

Aber was wäre die Alternative? Jung sterben? Auch kein guter Plan. Das Einzige, was wir tun können, ist, das Leben zu genießen. Jeden Tag aufs Neue. In vollen Zügen und ohne Kompromisse. Denn irgendwann werden die Selbstverständlichkeiten zu Herausforderungen, die normalen Dinge zur außergewöhnlichen Tat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Frühlingsanfang mit vielen schönen Erlebnissen, von denen Sie später zerren können.

Denn Erinnerungen altern nicht.

Die Zeit wird mit der Zeit immer wichtiger

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„Wow, da haben Sie aber den Nagel auf den Kopf getroffen. Das hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.“ So waren gestern diverse Reaktionen bei meiner Lesung in Eglharting. Eigentlich denke ich immer, es sind die Geschichten meiner Begleitungen oder auch meine speziellen Erfahrungen, aber einige beschäftigte vielmehr das Thema Zeit.

Es gibt ein gerechte Währung im Leben …

Je weiter wir im Leben voranschreiten, desto bedeutender werden auch die Erinnerungen. Das liegt in der Natur der Sache. Wir führen tatsächlich ein Leben als „Erinnerungssammler“ das passiert einfach so nebenbei, ohne dass wir es bemerken.

Wenn es eine gerechte Währung, einen wahrhaftig und unbezahlbaren Schatz gibt, dann unsere persönliche Zeit und unsere Erinnerungen.

Wenn etwas ganz besonderes erlebt wurde, lässt es uns einfach nicht mehr los. Darum sollten wir versuchen, uns ein Sammelbecken an Erinnerungen zuzulegen, die schön und lebendig sind.

Erinnerungen kommen zu uns, um zu bleiben.

Das ist der wirkliche, verlässliche Reichtum, den uns keiner nehmen kann. Geld hilft uns dabei kaum. Neugier, die Freude am Schönem, Humor und Interesse an der Welt dagegen schon. Ohne diesen Schatz an guten Gedanken wäre unser Leben wirklich ärmer.

Nutzen Sie jetzt die Zeit dafür, sich Ihren eigenen wertvollen Schatz anzulegen und teilen Sie Ihre Zeit mit den Menschen, die Ihnen nahestehen.

Dabei geht es nicht nur um die Quantität, sondern viel mehr um die Qualität. Wir haben alle vierundzwanzig Stunden, täglich zur Verfügung. Jeder von uns, muss für sich abwägen, wie er diese Zeit verbringt. Je nachdem, wie Sie Ihre Lebensmomente betrachten, werden sie für Sie gut oder weniger förderlich sein.

Sie haben die Wahl.

Natürlich haben wir alle unserer Verpflichtungen. Schließlich eignet sich nicht jeder dafür, in in einer Höhle auf Ibiza als Hippie zu wohnen und das Leben zu feiern. Viele von uns müssen in die Arbeit gehen, Geld verdienen, die Familie versorgen.

Allerdings, wie wir diese Zeit empfinden, ist unsere Entscheidung.

Persönlich habe ich irgendwie das Gefühl, mit zunehmendem Alter vergeht die Zeit schneller. Je weniger Lebenszeit uns noch bestimmt ist, desto schneller verfliegt sie. Also gefühlt allemal.

Doch Zeit ist für mich der Inbegriff von Gerechtigkeit. Wir haben alle die gleiche Zeit und wir wissen nicht, wie viel wir davon haben oder wann sie verbraucht ist. Kein Mensch der Welt, egal wie wertvoll die Rolex an seinem Handgelenk oder der Sportwagen vor seinem Haus ist, keiner kann mehr Zeit für sich verbrauchen, als ihm zugedacht ist. Jeder Einzelne von uns hat aber die Freiheit, seine eigene Zeit zu nutzen und die Qualität der Zeit mit seiner Wahrnehmung zu verändern.

Wie wir diese Zeit nutzen, dafür sind wir selbst verantwortlich. Dafür gibts keine Ausreden, sorry.

Leider hilft uns da selbst die modernste Technik nicht aus dem Schlamassel. Sind wir es doch gewöhnt, alles im Griff zu haben. Vor allem die Zeit möchten wir bitte schön genau planen. Wir wissen zum Beispiel, ob es in den nächsten drei Stunden regnet, ob sich der Ausflug an den See noch rentiert. Ein Blick auf die Wetter App gibt mir die Sonnenzeiten an. Intelligente Armbanduhren messen heutzutage nicht mehr nur die Zeit, sondern wissen genau, wie viel Minuten wir zum Schlafen, Essen und spazieren gehen, verbrauchen.

Wir haben die Anmutung, dass wir das Leben kontrollieren und berechenbar machen können. Genaue Prognosen, Statistiken, Kalkulationen dokumentieren uns, wie wir unsere Zeit am besten nutzen können.

Ein Gefühl der Kontrolle, der Übersicht. Scheinbar …

Aber was ist mit dem Tod? Ok klar, da gibt es eine Fülle an Informationen im Internet, aber haben einen Einfluss darauf, wann er kommt und wie er uns an die Hand nimmt? Nein. Da gibts noch keine App, die uns vorwarnt: „Achtung Ihre Lebenszeit läuft in drei Jahren ab. Regeln sie Ihre persönlichen Angelegenheiten, besuchen sie Freunde, gehen sie auf Reisen.“ Oh weh, so viel Technik, und doch keine Kontrolle.

In meinen Begleitungen erfahre ich leider öfter, dass ungenützte und sinnlos vertane Zeit bereut wird. Nicht wenige sehen erst ganz am Ende die Wichtigkeit der Zeit und Ihre Bedeutung. Die Lebensuhr lässt sich jedoch nicht mehr zurückdrehen. Egal wer da liegt. Am Ende sind wir irgendwie alle gleich.

Im Grunde wissen wir es doch alle:

Wir wissen, was wir falsch machen, dass wir zu viel arbeiten, zu wenig lieben, dass wir neidvoll nach rechts und links schauen. Wir wissen jeder persönlich, was uns guttut und was nicht, und doch haben wir die Illusion, unser Leben wäre nicht vergänglich, es wäre unendlich.

Doch das ist ein Trugschluss und wenn wir erkennen, dass wir nur den jetzigen Moment haben und nur diese eine Realität, dann beginnt die beste Zeit unseres Lebens.

Beginnen sie heute!

Jetzt ist der richtige Augenblick für die beste Zeit Ihres Lebens. Denn das Leben ist zu kurz für irgendwann!

Es ist wieder passiert!!

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Nach den langen Monaten des Wartens dufte ich mein Buch der Öffentlichkeit präsentieren und war überwältigt von den wunderbaren Reaktionen.

Am meisten erwischte es wohl aber mich.

Um die Lesung vorzubereiten, habe ich das Buch nach längerer Zeit wieder in die Hand genommen. Es galt, den Ablaufplan zu erstellen, die Texte zu üben, die Musik entsprechend auszusuchen und alles an das gewünschte Zeitfenster anzupassen.

Während ich die Texte mehrmals durchgelesen hatte, blieb ich immer wieder an einer bestimmten Stelle hängen und konnte nicht weiterlesen. Zu nahe ging mir die Geschichte. Die Person, mit der ich das erlebte, tauchte immer wieder vor meinem geistigen Auge auf. Jedes Mal, wenn ich zum Schluss der Erzählung kam, kämpfte ich mit den Tränen.

Zu wach war die Erinnerung.

„Was ist denn jetzt los mit mir? Reiß dich zusammen, du kennst doch die Geschichte. Hast sie ja selbst geschrieben!“ Schimpfte ich mich selbst.

Damit mir meine Stimme im Moment des Auftritts nicht versagt und mein Publikum seine eigene Interpretation entwickeln kann, übte ich sehr intensiv den Text, um meine Emotionen in den Griff zu bekommen.

Aber ich denke, dass macht doch die Hospizarbeit auch aus. Empathie, Einfühlungsvermögen und das Erleben menschlicher Schicksale. Sicher wirken die letzten Monate nach. Corona und die damit verbundenen Einschränkungen gingen auch an mir nicht spurlos vorüber.

Vielleicht kann ich deshalb jetzt noch mehr meine Begleitung von damals verstehen, die Ihr Leben nicht selbstbestimmt gelebt hat.

Wir alle waren in vielen Momenten der letzten Zeit nicht mehr selbstbestimmt. Mussten und müssen uns noch an Regeln halten, die für alle wichtig sind.

Ich wünsche uns allen, dass wir bald wieder Normalität leben dürfen, selbstbestimmt und mit entsprechendem Freiraum. Es sollte uns immer wieder bewusst sein, dass unsere Freiheit und die Möglichkeiten, das zu tun, worauf man Lust hat, nicht selbstverständlich sind. Es lohnt sich, sein Leben verantwortungsvoll selbst in Hand zu nehmen. Wenn Sie das nicht tun, dann kann es passieren, dass am Ende Ihrer gezählten Tage folgende Geschichte erzählt wird.

… Franziska Knaur, 54 Jahre jung, Bauchspeicheldrüsenkrebs. So lautete meine Einsatzbeschreibung. Sie wurde von ihrem Mann aus der Klinik nach Hause geholt, um dort ihre letzte Reise anzutreten … (Beginn meiner Geschichte im Buch auf Seite 119)

Alle meine aktuellen Termine für Lesungen finden Sie hier auf meiner Homepage unter „Aktuelles“ Sie persönlich begrüßen zu dürfen, wäre mir eine große Freude!