Hoppla, heißt es nicht: „Wer nicht hören will, muss fühlen.“ ? Nicht in meinem Fall. Denn endlich ist mein Hörbuch erhältlich. Ich habe es bereits vor einiger Zeit in einem professionellen Tonstudio eingesprochen und jetzt ist es für alle zu haben. Mit viel Freude und Herzblut habe ich die Geschichten aus SterbeMund auf das Band gebracht und ich bin sicher, dass damit alle die nicht so gerne lesen oder denen es schwerfällt, genauso gut unterhalten werden wie meine treue Leserschaft.
Das Hörbuch können Sie hier auf meiner Seite erwerben. Auf „Buch kaufen“ klicken und schon gehts los.
Aber natürlich habe ich für meine treuen LeserInnen wieder einen kleinen Ausschnitt aus meinem neuen Buch „Lizenz zum Händchenhalten“ vorbereitet. Also wenn Sie lieber lesen als hören, dann bitte gerne …
Ein Hör im Gerät
Oma Brenz, eine eigenwillige Seniorin, verteidigte eisern und mit strenger Hand ihr kleines Reich. Nur privilegierte und handverlesenen Gäste durften in ihr Zimmer. Geflissentlich und sorgfältig auswählend erteilte sie Sondergenehmigungen. Da gab es den Doktor. Der durfte nur nach Absprache rein. Dann die Pflegekräfte, ebenfalls nur nach pedantischer Terminplanung. Und natürlich ich, die vom Hopiz. Ebenfalls kategorisch abgelehnt wurde alles, was mit der Kirche zu tun hatte oder den Beinamen christlich trug.
„Wenn im Himmel alles so toll ist, warum will dann keiner hin?“
Oma Brenz hatte ihre eigenen und genauen Vorstellungen. Die Zeugen Jehova klingelten schon lange nicht mehr an ihrer Tür, von den Sternsingern ganz zu schweigen.
Wir Auserlesenen hatten uns an die akribischen Terminierungen gewöhnt und umso mehr überraschte es mich, als ich eine besondere Neuigkeit erfuhr. Bei einer meiner gestatteten Audienzen erzählte sie mir aufgeregt, dass ein neuer Gast seine Aufwartung machen durfte. Eine Ausnahmegenehmigung! Wie spannend. Wer das wohl sein mochte?
„Frau Mey, ich habe jetzt ein Hör im Gerät und kann viel besser hören. Sagen Sie mal was.“
Aha, der Besucher mit dem Sonderrecht war der Hörgeräteakustiker. Sehr gut. Denn unsere Verständigung war in letzter Zeit doch schon mehr zum Lippenlesen übergegangen. Ihr Gehör verschlechterte sich von Woche zu Woche und der Lautstärke-Pegel unserer Unterhaltungen wurde merklich höher. Dafür konnte sie natürlich nichts, aber unsere Gespräche waren mittlerweile echt der Knaller geworden.
„Ich dachte mir, jetzt lass ich mir mal ein Hörgerät machen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Man verschiebt so viel auf später. Wenn ich recht bedenke, dann muss später ja echt toll werden.“ Dabei lachte sie laut und erzählte weiter: „Also diese Technik heutzutage!“
Ihre Begeisterung war offenkundig und erneut plapperte sie darauf los: „So wunderbar! Das Gerät ist so klein. Schauen Sie mal, da hinter dem Ohr, der kleine Kasten. Da sieht man gar nichts.“ Freudestrahlend erklärte sie mir ihr neues Fachwissen: „Wissen Sie, der Hör-Mensch hatte viele verschiedene Geräte dabei, aber dass hier“, dabei tippte sie sich ans Ohr, „war das Schönste. Es war nicht ganz billig, aber wenn ich da jetzt besser hören kann. Da darf ich schon mal Geld ausgeben.“
Ich war erstaunt, wie klein das Hörgerät war.
Aus der Ferne sah ich das tatsächlich nichts. Toll, wie großartig die Technik in der Hörgeräteakustik heutzutage ist.
„Das ist wirklich wunderbar. Man sieht wirklich nichts, dann stört es wohl auch nicht so sehr am Ohr, oder?“ Ich wurde neugierig: „Wie teuer war es denn?“
„Wie bitte?“
Ich sprach lauter: „Wie hoch ist denn der Preis?“
„Nee, ich mag keinen Reis.“
„Nein, ich wollte wissen, was es gekostet hat“
„Ach so. Jetzt habe ich sie verstanden. Gleich halb Zwölf. Gibt’s denn schon Mittagessen?“
Und dann sah ich es … direkt neben ihr. Auf dem Nachtkästchen neben dem Bett. Eine durchsichtige Plastikbox. Mit einem nagelneuen Hörgerät.
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