Ist das ein Gespräch oder kann das weg?

Lesezeit 2 Minuten


„Wie geht‘s dir?“
Eine alltägliche Frage. Wir stellen sie mehrmals am Tag, ohne uns die
Zeit zu nehmen, die Antwort abzuwarten. Es ist zu einer Floskel geworden. Ohne Anspruch auf Erfüllung. In vielen Alltagssituationen ist das gut für beide Gesprächspartner.

Eine oberflächliche Nachfrage könnte aber mit Schwerstkranken ziemlich in die Hose gehen.


„Wie soll es mir schon gehen? Ich bekomme gerade meine vierte Chemo und hocke den halben Tag vor der Kloschüssel und kotze mir die Seele aus dem Leib. Und da kommst du und fragst mich, wie es mir geht!“ Das entgegnete mir meine Mutter, als ich mit der Floskel „Wie gehts dir?“ ins Zimmer stürmte.
Schlagartig wurde mir klar, dass ich der prekären Situation mit meiner
unsensiblen Frage noch ordentlich Futter gegeben hatte. Blöd gelaufen.
Das ist jetzt schon einige Jahre her, doch noch immer mache ich mir
Gedanken, wie ich ein Gespräch beginne. Vor dem Betreten eines Krankenzimmers versuche ich, so gut es geht, mich auf die jeweiligen Gegebenheiten einzustellen.

Wie spreche ich mit jemanden, der wie ein Häufchen Elend im Bett liegt?

Was sage ich, wenn mich die Augen eines schwerkranken Menschen verloren ansehen, in der Hoffnung, ich hätte eine Lösung? Wie reagiere ich, wenn der Tod greifbar nahe ist, es alle wissen und spüren. Was sagt man denn da? Auch ich weiß es manchmal nicht, aber trotzdem mache ich den ersten Schritt und gehe ins Zimmer.

Weglaufen gilt nicht.

Natürlich ist so eine Situation eine besondere Herausforderung. Das geht auch mir so. Sage ich das Richtige,verhalte mich angemessen und treffe die richtigen Worte? Es macht unsicher, in einem letzten gemeinsamen Moment möglicherweise etwas Falsches zu sagen. Der Anspruch ist hoch, passend zu
reagieren und die Situation einzuschätzen. Da ist die Sorge, nicht die richtigen Worte zu finden, die Verantwortung für die Kommunikation übernehmen zu müssen. Man möchte ja nicht stotternd am Bett stehen und Blödsinn daherreden.

Ich vermute, das erklärt auch die Scheu, ein Hospiz zu betreten.

Aus diesem Grund besuchen manche Freunde und Angehörige die Patienten nur kurz oder schlimmstenfalls gar nicht im Krankenhaus. „Petra, was sagst du denn, wenn du zu deinen Begleitungen gehst? Gibt es da sowas wie eine Anleitung oder eine genaue Vorgehensweise?“


Nein, tut mir leid, die gibt es meiner Meinung nach nicht. Es ist immer eine besondere Situation. Auf manches kann ich mich vorbereiten, auf einiges nicht. Dennoch möchte ich Ihnen Mut machen, den Weg zu einem Kranken zu wagen.

Vertrauen Sie mir, Sie können nichts falsch machen, solange Sie mit ehrlichem Herzen dabei sind

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert